Objekte voller Symbolik und Poesie
Der Bildhauer Roger Rigorth lebt und arbeitet in Otzberg, aber ist als Künstler auf der ganzen Welt zu Hause
Es ist gar nicht so einfach, den Bildhauer Roger Rigorth in seinem Atelier in der Heydenmühle bei Lengfeld anzutreffen. Er ist viel unterwegs. Gerade aus Norddeutschland zurück – wo er einige seiner Objekte aufstellte – geht es anschließend zu einem Symposium nach Frankreich an die Ardeche, anschließend zu einem weiteren nach Brüssel. Anfang Juni steht einen Ausstellung in Darmstadt an, der wiederum ein Land-Art-Symposium mit elf internationalen Kollegen auf dem Darmstädter Oberfeld vorausgeht.
Trifft man ihn dann tatsächlich mal zu Hause an, ist er am arbeiten. Ausnahmsweise nicht als Bildhauer, sondern eher als Automechaniker. Er restauriert geraden seinen Opel Blitz, Baujahr 1958, der über Jahre sein mobiles zu Hause war und inzwischen gravierende Alterserscheinung in Form von Rost zeigte. Rogers Kunst allerdings ist auf der Heydenmühle allgegenwärtig. Im Innenhof stehen ein Flügelboot mit weiten Ausläufern, Fische und Segel schweben und hängen überall auf dem Gehöft und dahinter, im Amphie-Theater, stehen neue Arbeiten und das noch zu bearbeitende Rohmaterial.
In diesem Theater – einmal im Jahr findet dort auch eine Musikveranstaltung statt – arbeitet der Bildhauer an seinen großen Objekten. Die kleineren entstehen in seinem Atelier, einen 80 Quadratmeter großen, hellen Raum, der gleichzeitig Küche, Wohn-, Ess- und Schlafzimmer ist. Auch dort, an den Wänden und im Raum, überall Exponate des Künstlers, eine große hölzerne Drehorgel – sie gehört zu den Objekten „Sternenflug und Lichtgeklapper“ unten im Hof – Geflechte aus Dornenzweigen mit einem hölzernen Ei in der Mitte, riesige, von Pfeilen durchbohrte Eier – und immer wieder Fische und Boot, Objekte voller Symbolik und Poesie.
Roger Rigorth, 1965 in Saanen in der Schweiz geboren, kam als Fünfjähriger nach Deutschland und lebte einige Jahre in Babenhausen. Von 1987 bis 1990 absolvierte er seine Ausbildung zum Bildhauer an der Fachschule in Michelstadt. Seit 1991 lebt und arbeitet er als freischaffender Künstler, seit acht Jahren in der Heydenmühle bei Lengfeld. Studienaufenthalte, Symposien und Ausstellungen führten in durch die gesamte Bundesrepublik, ganz Europa, aber auch nach Namibia, Korea, Australien und in die Vereinigten Staaten – also auf alle Kontinente.
Landart ist Kunst des viel beschäftigten Bildhauers, Kunst in der Natur, im Einklang mit der Natur und inspiriert von der Natur. Seine Materialien sind Holz, Ton, Geflechte aus Rohr und Sisal, aber auch andere textile Fasern, Leder, Metall und Glas. Sein Thema das Körperhafte, Gefäße, Fische und Boote in alle Variationen. Gekauft, gemietet und geleast werden seine Kunstwerke von Privatleuten und Firmen, aber auch in einigen Kirchen stehen Rogers Arbeiten. So fertigte oder rekonstruierte er im Auftrag den Altar für die katholische Kirche Ober-Olm bei Mainz, die Seitenaltäre der katholischen Kirche Obertshausen oder eine Figurengruppe für das Karmeliterkloster Mainz. Der jüngste Auftrag steht noch im Amphie-Theater: Klangskulpturen für das Museum Schloss Freudenberg in Wiesbaden.
Dank zusätzlicher Einnahmen aus Symposien oder Kreativprojekten an Schulen kann Roger von seiner Kunst leben, und befindet sich so in der glücklichen Situation, dass ein Nebenerwerb nicht nötig ist. Er kann sich ganz dem Kreativen widmen und das ist nicht nur die Bildhauerei. Ganz nebenbei baut er auch Lehmöfen, ganze Wohnlandschafen aus diesem natürlichen Material. Und er macht auch Musik, eigentlich schon immer. Das aktuelle Projekt heißt „Lilith“, vier erfahrene Musiker, die sich der akustischen Seite des Jazz-Rock verschrieben haben. Roger spielt Gitarre und das musikalische – rein instrumentale – Repertoire der Formation lebt von gefühlvollen Balladen über Jazz-Folk und Rockelementen bis hin zu ethnischen Themen. Die erste CD ist gerade in Arbeit und Live-Auftritte sind in Planung. Aber zuvor ist Roger Rigorth in der Region als Bildhauer zu erleben, bei seiner Ausstellung ab dem 19. Juni im Darmstädter Atelierhaus Vahle oder vom 23. Mai bis 4. Juni auf dem Oberfeld in Darmstadt, beim Land-Art-Symposium.